Samsonite Koffer Material: Welches Material überzeugt im Praxis-Test?

Samsonite verwendet für seine Koffer unterschiedliche Materialien wie Polypropylen, Polycarbonat, Polyester oder das innovative Curv. Wir haben mittlerweile Samsonite Trolleys aus all diesen Materialien gekauft und ausprobiert, stellen die Materialien gegenüber, zeigen die interessantesten Samsonite Koffer und berichten von unseren Erfahrungen.

Das Material eines Koffers spielt eine wichtige Rolle für den Schutz der Reisesachen, das Gewicht, die Haltbarkeit und die Wetterfestigkeit. Samsonite verwendet für Hartschalenkoffer gerne Polypropylen, Curv oder Polycarbonat und für Trolleys mit weicher Schale Polyester/Polyamid.

Polypropylen ist ein häufig verwendeter thermoplastischer Kunststoff, erweicht in einem bestimmten Temperaturbereich und ist dann immer wieder von Neuem formbar.(1)

Es eignet sich für viele gängige Kunststoffverfahren und wird von Samsonite seit Jahrzehnten als Material für Hartschalenkoffer verwendet. So präsentierte Samsonite schon in den Sechzigern den ersten Polypropylen-Koffer „Saturn“.(2)

Die meisten Koffer aus Polypropylen entstehen durch Spritzgießen. Dabei wird Granulat erweicht, in eine Form gespritzt, erhärtet wenn es abkühlt und behält dann die Form.(3) 

Vorteile von Koffern aus Polypropylen

• Polypropylen ist günstig, ganz besonders leicht und gut belastbar.
• Es zeigt kaum Ermüdungserscheinungen.
• Der Kunststoff kommt ohne Weichmacher aus und wird gerne für "sensible" Bereiche wie Lebensmittelverpackungen oder Spielzeug verwendet.
• "PP" ist sehr gut recycelbar.(4)

Nachteile von Koffern aus Polypropylen

• Bei Kälte wird reines Polypropylen spröde, kann aber durch Zusatzstoffe an unterschiedliche Anforderungen angepasst werden.(5)
• Wie andere weit verbreitete Kunststoffe trägt Polypropylen zur Problematik des Mikroplastiks bei.(6)

In Tests von Stiftung Warentest hat sich gezeigt, dass größere Koffer - unabhängig vom Material - höheren Belastungen ausgesetzt sind. So blieben die Rollen des Polypropylen-Koffers Airconic (Größe: 77cm) von American Tourister nach diversen Falltests von Stiftung Warentest eingedrückt.(7)

„Curv“ ist ein innovatives, patentiertes, hochverdichtetes Gewebe aus Polypropylenfäden, das mittlerweile in ganz unterschiedlichen Bereichen und exklusiv von Samsonite für ultraleichte Hartschalenkoffer verwendet wird.(8)

Bei der Curv-Produktion wird Polypropylen nicht wie üblich durch Spritzgießen in Kofferschalenform gebracht, sondern zunächst ein dünnes, dichtes Kunststoffgewebe erzeugt aus dem dann die Kofferschale entsteht.(9)

Vorteile von Koffern aus Curv

• Curv-Gewebe erlaubt die Produktion von sehr dünnen und trotzdem extrem robusten Kofferschalen.
• Samsonite Curv-Koffer sind dadurch ultraleicht und trotzdem sehr schlag- und bruchfest.
• Curv hält auch niedrigen Temperaturen stand.
• Erzeugt werden Samsonite Curv Koffer in Europa.(10) 

Nachteile von Curv-Koffern

• Curv-Koffer sind deutlich teurer als herkömmliche Polypropylen-Koffer.
• Auch ist das Angebot an entsprechenden Koffern noch überschaubar.  

Polycarbonat ist wie Polypropylen ein thermoplastischer Kunststoff, erweicht also in einem bestimmten Temperaturbereich und lässt sich dann in gängigen Kunststoffverfahren wie Spritzgießen oder Extrusion bearbeiten.(12)

Vorteile von Polycarbonat-Koffern

• Als Koffermaterial hat Polycarbonat eine lange Tradition, weil es nicht nur leicht, sondern auch besonders schlagfest und widerstandsfähig bei mechanischer Einwirkung ist.
• Auch winterliche Kälte schadet dem Kunststoff nicht.(13)

Nachteile von Koffern aus Polycarbonat

• Polycarbonat ist vergleichsweise teuer und wird deshalb oft für höherpreisige Koffermodelle verwendet.
• Es leidet unter UV-Licht, was durch spezielle Folien, Lacke oder Zusatzstoffe verhindert werden kann.
• Auch große Mengen heißen Wassers schaden dem robusten Kunststoff.(14)
• Gängige Polycarbonat-Sorten werden ua aus Bisphenol A erzeugt, das laut REACH-Verordnung (europäisches Chemikalienrecht) als besonders besorgniserregende Substanz gilt.(15) Bisphenol A ist zwar an sich chemisch stabil im fertigen Kunststoff gebunden, kann aber unter bestimmten Bedingungen auch wieder freigesetzt werden.
• Es spielt auch für die Problematik des Mikroplastiks eine gewisse Rolle.(16) 

Die Kunststoffe Polyester und Polyamid sind die erste Wahl der meisten Hersteller, wenn es um Weichschalenkoffer geht und auch Samsonite hat viele Modelle im Sortiment. Beide Kunststoffe sind beliebt und weit verbreitet, weshalb es mittlerweile auch mehrere Sorten mit variierenden Eigenschaften gibt. 

Für Kleidung und meist auch für Koffer werden Polyester und Polyamid (ein Handelsname dafür ist Nylon) zu Fasern bzw Geweben verarbeitet. Polyesterfasern zählen zu den am häufigsten verwendeten Kunstfasern überhaupt. Für die Robustheit der Fasern bzw des Gewebes und damit auch meistens für das Gewicht der Koffer sind die von manchen Herstellern angegebenen DEN (Denier) ein Indikator. Ein DEN ist gleichbedeutend mit einem Gramm pro 9000 Meter Garn/ Faser.(17) 

Vorteile von Polyester-/Polyamid-Koffern

• Polyester ist formbeständig, pflegeleicht, robust und wiegt nicht viel.
• Es nimmt wenig Wasser auf, trocknet schnell und lässt sich gut färben.
• Viele wichtige Polyamide sind ebenfalls leicht, formstabil und zäh, nicht aber so wasserabweisend wie Polyester.
• Polyamidfasern trocknen auch nicht ganz so schnell und sind schwerer zu färben.
• Dafür ist Polyamid noch dehnbarer und stärker als Polyester.
• Trolleys aus Polyester/ Polyamid oder einem Gemisch sind oft sehr leicht. Das Gewicht mancher unserer Testmodelle in Bordgröße liegt deutlich unter 2kg.
• Auch sonst genießt man mit vielen Polyester-Koffern die typischen Vorteile von Weichschalenkoffern, beispielsweise haben viele Modelle praktische Außentaschen.
• Außerdem gibt es aus den günstigen Kunststoffen viele preiswerte Trolleys mit gutem Preis-Leistungsverhältnis.

Nachteile von Polyester-/Polyamid-Koffern 

• Beide Kunststoffe sind wenig anfällig für Schimmel.(18) 
• Selbst engmaschige Polyester-/Polyamidgewebe sind dort und da durch Nähte verbunden, über die Feuchtigkeit ins Kofferinnere gelangen kann.
• Weiche Kofferschalen bieten den Reisesachen auch weniger Schutz vor Stößen als harte Kofferschalen.
• Beide Kunststoffe sind weit verbreitet und tragen durch sich lösende Fasern zur Problematik des Mikroplastiks bei.(19)